Vergangene Tage habe ich mich auch mal zu Testzwecken nach Vohwinkel begeben. Den Termin habe ich spontan problemlos über Whatsapp ausgemacht und eine halbe Stunde später stand ich schon vor der Tür. Aber wem erzähle ich das? Bei dem nachmittäglichen Verkehrsaufkommen an der angrenzenden Kreuzung dürfte das wohl auch der Rest der Stadt mitbekommen haben. Immerhin ist's ein unscheinbares Wohnhaus, da versteht wohl nicht jeder Autofahrer, was man vorhat.
Innen werde ich dann von einer lieben Empfangsdame zügig die Treppe rauf bugsiert. Da bleibt recht wenig Zeit, das aufgeräumte und angenehme Ambiente zu begutachten. In einer schnellen Absprache einigen wir uns auf 100460 und ich begebe mich ins Zimmer. Meine Masseurin kommt kurz darauf hinein. Also setze ich mein charmantestes Lächeln auf, rücke den Kragen zurecht und beginne das Gespräch mit einem entwaffnenden "Hi". Blöd nur, dass sie das nicht dazu bringt, vom Handy aufzuschauen oder den Mund aufzumachen. "Ich gehe noch schnell duschen, " fahre ich also fort und halte damit geschickt das Gespräch aufrecht. Von ihrer minimalistischen Gesprächsstrategie bringt sie das zwar nicht ab, aber immerhin blickt sie kurz auf und ich erhasche einen Blick auf das durchaus ansehnliche Mitte-Dreißiger-Gesicht Lulus, das ich von den Anzeigen im Netz trotz liberalem Beauty-Filter-Einsatz wiedererkenne.
Also ab ins saubere, große Bad, wo ich von der Dusche aus an den benutzten Handtüchern in der daneben gelegenen Badewanne abzähle, wie viele von euch heute schon da waren. Zurück im Zimmer ist Lulu offensichtlich aufgetaut, denn sie begrüßt mich lächelnd, bittet mich auf die Liege und beginnt mit einer wahrlich wohltuenden Massage. Die dauert auch wirklich lang, sodass ich mich frage, ob's zeitlich nicht langsam knapp wird. Meine Zweifel darüber, was ich denn genau gebucht habe, werden allerdings bald ausgeräumt. Das Rundum-Sorglos-Paket kann ich jedem nur ans Herz legen.
Nach passgenau einer Stunde und einer weiteren Dusche bekomme ich noch ein paar Komplimente vom Google-Übersetzer, der sich sehr beeindruckt von meinen Französisch- und Deutschkenntnissen zeigt. Das will ich natürlich gerne glauben, allerdings ist das kalifornische Unternehmen ja auch geschickt darin, den Kunden zu binden. Jedenfalls bin ich sehr entspannt nach Hause gefahren und Lulu kaufe ich auch ab, dass sich da auch bei ihr eine Anspannung gelöst hat.