Mein "erstes Mal" als Gast bei Chinesinnen.
Vor ca. 3 Jahren habe ich mich mit einer Masseurin angefreundet und später auch privat getroffen. Nach etwa 4 Monaten habe ich die erste Einladung zum Essen erhalten. Als Vorbereitung habe ich mir eine Gebrauchsanleitung für Essstäbchen beschafft und fleissig den Umgang damit geübt. Mit Erbsen, Bohnen und allen möglichen kleinen Teilen.
Dann kam der Tag, ich machte mich auf den Weg. Unterwegs habe ich, wie ich das gewohnt bin, an einem Blumenladen angehalten und habe einen schönen Strauss Blumen gekauft. Weitere kleine Geschenke hatte ich vorher beschafft und schön verpackt.
An der Wohnung angekommen, löste ich das Einwickelpapier von dem Blumenstrauss und klingelte mit etwas Herzklopfen. Die Masseurinöffnete mir, ich übergab ihr die Blumen und wurde etwas komisch angesehen. Auch die verpackten Geschenke habe ich ihr gegeben. Eines der verpackten Geschenke gab sie mir zurück und deutete auf die Küchentür. In der Küche befand sich eine weitere Chinesin, welche fleissig kochte. Ich hatte verstanden und überreichte der fleissigen Köchin ein Geschenk. Dann kochten die beiden Chinesinnen auf 4 Kochstellen und es sah für mich alles sehr unübersichtlich und exotisch aus. Nach und nach tauchten noch 3 weitere Chinesinnen auf und wir gingen in das Esszimmer. In einer Ecke des Raumes, kaum sichtbar standen die von mir mitgebrachten Blumen in einer Vase. Die Chinesinnen die nach und nach ins Esszimmer kamen, guckten auch ganz merkwürdig auf die Blumen. - Hinterher habe ich erfahren, das Blumen nur zur Beerdigung mitgebracht werden. Da hatte ich zum ersten Mal in ein Fettnäpfchen getreten!
Ich bin es gewohnt, dass der Gastgeber verpackte Geschenke im Beisein des Gastes auspackt und ein paar anerkennende Worte über das Geschenk sagt. Nicht bei den Chinesinnen. Die verpackten Geschenke blieben auf einer Anrichte unbeachtet liegen. - Geschenke werden bei den Chinesen erst ausgepackt, wenn der Gast gegangen ist. Man möchte dem Gast einen Gesichtsverlust ersparen, wenn das Geschenk nicht ankommt, nicht den Erwartungen entspricht.
Auf den Esstisch wurden etwa 10 Gerichte gestellt, welche mit Speisen aus Chinarestaurants keine Ähnlichkeit hatten. Verschiedene Fleisch und Fischgerichte, Meeresfrüchte, Teigtaschen usw., ich will die einzelnen Gerichte hier nicht näher beschreiben. Für meine Augen war einiges gewöhnungsbedürftig und die Augen haben das über den Umweg meines Gehirnes, denke ich mal, auch meinem Magen mitgeteilt. Ich war Gast und machte ein lächelndes Gesicht.
Wir nahmen Platz und jeder nahm sich mit den Essstäbchen von den 10 Gerichten, direkt in den Mund oder legte es in ein Essschälchen. Mir als Gast wurden diverse Speisen in mein Essschälchen gelegt. Ein normales Besteck lag für mich bereit, ich aber war so forsch und erbat Esstäbchen. Ich hatte ja fleissig trainiert, aber meine Handhabung der Stäbchen wurde leicht belächelt. Aber ich kam auch so zurecht und bin nicht verhungert, ganz im Gegenteil. Ich wurde immer wieder aufgefordert mehr zu essen und zu sagen, wie es mir schmeckt. Ich war ein netter Gast.
Die Augen eines Fisches wurden mir als Gast angeboten, eine wahre Delikatesse bei den Chinesen. Da habe ich allerdings dankend abgelehnt.
Es ging im Esszimmer hoch her, lautstarke Kommunikation gehört bei den Chinesen zu Essen. Natürlich auf Chinesisch, da war ich aussen vor.
Die Essensreste wie Knochen, Fischgräten usw., wurden einfach ungeordnet auf den Tisch gelegt. - Schmatzen und Rülpsen gehörten beim Essen dazu, es schmeckte halt.
Mir wurde immer wieder nachgelegt, obwohl ich abwinkte. Da sah ich, wie eine Chinesin ihre Servierte (Küchenrolle oder Toilettenpapier) in ihr Essschälchen legte und die Stäbchen darauf. Ich tat ihr gleich und war erleichtert.
Ich hatte mein erstes richtige Chinesisches Essen überstanden, weitere folgten.